Einsatz von Sprechventil und Sprechkanüle

Eine wichtige Frage im Rahmen des Trachealkanülenmanagements ist in der Logopädie häufig: Können unsere Patient:innen mit einer Trachealkanüle sprechen oder essen? Diese beiden Bereiche der Logopädie sind so wichtig, dass wir sie uns hier genauer anschauen wollen.

Welche Voraussetzungen müssen die Patienten mit geblockter Kanüle in der Dysphagie-Therapie erfüllen, um Sprechventile bzw. Sprechkanülen einsetzen zu können?

Sprechventil vs. Sprechkanüle

Zunächst eine kurze Gegenüberstellung von Sprechventil und Sprechkanüle. Ein Sprechventil wird an Stelle der künstlichen Nase auf die Trachealkanüle gesetzt. Durch seinen Aufbau öffnet es sich bei der Inspiration und verschließt sich bei Expiration. Damit wird die Ausatemluft an der entblockten Trachealkanüle vorbei durch den Kehlkopf gelenkt und kann dort für die Phonation genutzt werden. Die Einatmung wird dabei nicht verändert und läuft weiter über die Kanüle. Bei einer blockbaren Trachealkanüle muss darauf geachtet werden, dass diese entblockt ist!

Sprechkanülen sind in unterschiedlichen Ausführungen verfügbar. Ihr Zweck ist es, die Expiration zu erleichtern. Entweder sind diese Trachealkanülen nicht blockbar, weil sie keinen Cuff besitzen, oder sie sind mit einer Fensterung bzw. Siebung versehen. Dadurch kann Luft bei der Expiration durch die Kanüle und durch die Siebung direkt zum Kehlkopf strömen.

Auch eine Sprechkanüle muss für die Phonation mit einem Sprechventil versehen und entblockt werden, damit die Luft bei der Ausatmung umgelenkt werden kann.

Wann nutzt man ein Sprechventil?

Bei einer blockbaren Kanüle sollte man beachten, dass auch in entblocktem Zustand das Material des Cuffs in der Trachea den Raum zwischen Kanüle und Tracheawand verengt. Sprechventile sollten daher nicht für längere Zeiträume aufgesetzt werden. Sie eignen sich für eine kurze Kommunikation zbd das Schlucktraining.

Ist das Ziel eine Oralisierung des Patienten, dann empfiehlt sich der Einsatz einer sogenannten Sprechkanüle. Hier sollte man zunächst eine Variante wählen, die blockbar ist und eine Siebung besitzt. Für das Schlucktrainig wird die Kanüle dann entblockt und mit Sprechventil versorgt. Wenn der Schutz vor Apsiration aber wichtiger ist – nachts zum Beispiel, wird die Kanüle wieder geblockt und mit einer Innenkanüle versorgt, die die Siebung verschließt. Damit ist ein ausreichender Schutz der Atemwege gesichert.

Sofern die Fortschritte in Bezug auf das Schlucktrainig schon sehr gut sind und der Patient dauerhaft entblockt bleiben kann, sollte man den Einsatz einer Trachealkanüle erwägen, die nicht mehr geblockt werden kann. Diese kann auch für längere Phasen mit einem Sprechventil versehen werden.

Grundsätzlich ist die Wahl der richtigen Kanüle ein langer Prozess, bei dem viele Faktoren eine Rolle spielen und berücksichtig werden müssen. Meine Antwort ist daher nur sehr allgemein ausgefallen – soll nur die beiden Begriffe klären. Wie gehst du bei deinen Dysphagie-Patienten mit Trachealkanüle vor? Welche Kanülen verwendest du gern? Schreib mir gern einen Kommentar.

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Fragen und Antworten

Muss eine Trachealkanüle entcufft werden?

Ja! Für den Einsatz eines Sprechventils muss eine Trachealkanüle immer entcufft (entblockt) werden. Auch wenn es sich um eine Kanüle mit Fensterung oder Siebung handelt.

Warum gibt es gefensterte Trachealkanülen?

Durch die Fensterung oder Siebung kann immer eine kleine Menge Luft durch die Kanüle nach oben entweichen. Es kommt also zu einer Leckage, die gewollt ist.
Diese Luft strömt durch den Kehlkopf und dann durch den Rachen und kann dort die notwendigen Strukturen für den Schluckakt aufrecht erhalten. Das mindert die negativen Effekte einer Trachealkanüle ein bisschen.
Die Luft reicht in der Regel nicht für die Phonation.

15 Gedanken zu “Einsatz von Sprechventil und Sprechkanüle

  1. Guten Tag Hr. Fillbrandt,
    Ich hab 1-2 Fragen und hoffe auf Antwort. Kurz zu mir ich arbeite seit 7 Jahren auf Wachkoma sowie auf außerklinischen Beatmungs Wg’s. Ich hatte eine Weiterbildung zum Wachkomaexperten und diversr Tracheostomafortbildungen…derzeit bin ich in Ungnade von unser hiesigen Logopäden gefallen, weil ich einen Wachkoma Patientin entblockte und mit Stopfen versehen hab…diese Patientin hat eine Sprechkanüle die gesiebt ist sowie ein eine gefensterte und eine ungefensterte Seele…ich hatte die gefensterte Seele genommen, entblockt und mit dem Stopfen versehen…meine Beweggründe waren um die spärlich laufende Logopädie therapien zu unterstützen aber auch der Patientin einen abwechslungsreichen Spätsommer Spaziergang mit der Möglichkeiten „Geruchserlebnis“ anregung der Nasen Mund Atmung zu geben um auch das Schlucken zu fördern. Zur Unterstützung hatte ich sie stets ein Pulsoximeter dran sowie ein Absauggerät dabei. Leider hat sie nicht sichtbar geschluckt, aber ihre Atmung war anfangs erschwert doch im laufe des Spaziergang s entspannter…unsere Logopädin hielt mir vor das ich schwerste Körperverletzung begangen habe. Kurz noch zum Verhältnis zwischen mir und der Logopädin…anfangs hatten wir ein gutes Verhältnis miteinander, doch im laufe der Zeit bemerkte ich dass sie mehr mit dem Personal oder den Angehörigen sich unterhält anstatt mit dem Patienten zu therapiern…aber das ist jetzt nebensächlich…meine Fragen sind wer darf Patienten mit Stopfen oder Sprechventiel versehen? Und dann noch: wer überprüft die Logoarbeiten vor Ort?
    Mit freundlichen grüßen der David

    1. Hallo David,

      ich kenne die Patientin nicht, daher ist es für mich schwer etwas dazu zu sagen. Aber da du ja entsprechende Fortbildungen absolviert hast, solltest du eigentlich in der Lage sein, die Vorteile eine Sprechkanüle für deine Patientin zu nutzen. Und genau das hast du ja auch gemacht. Und dabei auch auf Sicherheit geachtet. (Entblocken zusätzlich zur gefensterten Innenkanüle ist übrigens eine sehr gute Idee bei Sprechaufsatz!)

      Ich kann daher aus der Entfernung nichts schlimmes an deinem Verhalten erkennen. Ich würde sogar eher sagen: Gut gemacht!

      Zu der Frage im Konkreten:
      Jemanden mit Sprechaufsatz oder Verschlusskappe zu versorgen und zu entblocken ist eine Art pflegerisch-therapeutische Arbeit, die im Allgemeinen von Ärzten, Pflegenden und Therapeuten durchgeführt wird. Aber auch Angehörige können dies nach einer kurzen Einführung durchführen.

      Wenn du zu einer dieser Berufsgruppen gehörst, dann bist du auf alle Fälle auf der sicheren Seite. Vergleichbare Berufsgruppen sollten eine Fortbildung besucht haben.

      Die Arbeit von Logopäden vor Ort wird nicht überprüft. Sie arbeiten eigenverantwortlich und unterliegen im weitesten Sinne der Kontrolle durch den verordnenden Arzt.

      Grüße
      Alex

  2. Hallo habe auch eine Frage was unser Team quält .Auch wir haben Therapeuten die uns nicht verstehen wollen sie sind der Meinung das sie uns noch vieles lernen müssen auch mit unter Reinigungsarbeiten natürlich erfüllen wir nicht alles. Die Ergo kommt jede Woche über nimmt Sprechen und Schlucktraining was im eigentlichem Sinne nicht ihre Aufgaben sind nun hat sie die Bitte das wir unserem Klienten der eine gefensterte Kanüle hat vorder Therapie die Gefensterte Seele einsetzen sollen jedoch entlocken sollen wir nicht ist das ideal welchen Tipp geben sie uns. Wir danken für ihre Bemühung

    1. Hallo,

      eine gefensterte Innenkanüle einzusetzen und die Trachealkanüle nicht zu entblocken kann unter Umständen durchaus gut sein, für den Patienten. Aber um da was sagen zu könne, müsste ich den Patienten kennen.

      Dass Ergos die Dysphagie-Therapie übernehmen ist (leider) gar nicht so selten. In Bezug auf alltagspraktische Handlungen ist das auch Okay, aber für die Behandlung einer neurogenen Dysphagie erscheinen mir Logopäden qualifizierter!

  3. Ich habe da mal eine Frage mein Mann hatte im November letzten Jahres einen schweren Schlaganfall. Lag 6 Wochen im Koma etc. Jezt soll er seine Trachealkanüle dauerhaft behalten. Jetzt war in den letzten Wochen ein ständiges auf und ab erst hieß es er kann mit Kanüle essen und trinken also entblockte Kanüle.Ich fand das klappte ganz gut. Da wurde ihm die Magensonde entfernt. Er sollte dann in der woche darauf nach 7.Monaten endlich nach hause kommen. Aber nach einer woche auf einmal soll er beim trinken zu viel Aspirieren und deshalb oral nichts mehr trinken dürfen. Er durfte dann nicht nach hause. der Arzt meinte zu mir das seine Kanüle jetzt dauerhaft geblockt sein soll und er nie wieder sprechen und trinken darf. Deshalb bekommt er für die Getränke Versorgung die Magensonde wieder gelegt. Es war das nach hause gehen für letzten Freitag geplant. Was natürlich jetzt auch nicht stattfinden konnte weil er sich Donnerstag am essen verschluckt hätte und jetzt auch über die Sonde ernährt wird. Der Arzt meinte mein Mann wird nie wieder essen, trinken und sprechen können wird. Irgendwie will ich mich damit nicht abfinden. Was kann ich da machen welche Möglichkeiten gibt . Es das es wieder besser werden kann. Vielen dank schon mal für ihre Antwort. Lg Ramona

  4. Ich habe einen Patienten, der noch große Schwierigkeiten beim Sekretmanagement hat, geblockte Kanüle, geschlossene und gefensterte Seele vorhanden. Er reagiert heftig mit Sekretauswurf und Husten, sobald entblockt wird. Prognose negativ bei agressivem schnell wachsendem Tumor, inoperabel, nur Bestrahlung gerade abgeschlossen. Meine Ziele sind im Moment, ihm durch Geruch und Geschmack etwas Lebensqualität zu ermöglichen, außerdem Sekretmanagement- im Moment sorgt seine Frau rund um die Uhr für alles(und ist fix und fertig).
    Frage:
    1. kann ich auch geblockt mit gefensterter Seele Sprechübungen versuchen
    2. Darf ich mit geschäumter Kost (Brühe,Kaffe,Saft) in minimaler Menge(1/2 Teelöffel Schaum) geblockt arbeiten ? Kanüle hat aber keine Öffnung, um oberhalb der Blockung abzusaugen:/
    Wre sehr dankbar über kurze Nachricht!

    1. Hallo Steffi,

      durch die Siebung allein wird nicht genug Luft durch den Larynx umgelenkt um Phonieren zu können. Aber wenn der Pat. doch beim Entblocken husten kann und das auch noch erfolgreich, dann kannst du ihn doch sicher auch (kurz) entblocken.

      Ich würde einen Blauschluck machen um zu schauen wie stark die Aspiration ist, ggf eine Kanüle mit Suction Aid einsetzen und trotzdem immer wieder Entblocken.

      Letztlich ist die Frage, was der Pa. möchte. Ist das Ziel die TK wieder zu entfernen oder sind vielleicht andere Ziele wichtiger?

      Grüße
      Alex

  5. Hallo Alexander,
    ich schreibe grade meine Bachelorarbeit über die Arbeit an der Schluckauslösung bei einem tracheotomierten und stark bewusstseinsgestörten Patienten in der Intensivpflege und bin dadurch auf deine Seite gestoßen! Jetzt hab ich auf jeden Fall eine Beschäftigung für diesen Abend, aber wollte auch fragen, ob ich deine Bilder (natürlich mit Angabe) für meine Arbeit benutzen kann?
    Liebe Grüße,
    Helene

  6. Hallo
    Wir im Team diskutieren gerade ob spachaufsatz dauerhaft oder nicht
    Der Patient hat eine ungeplockte Kanüle ohne Innensehle oder Fenster
    Ich delber nutze den spachaufsatz beim Essen oder zu den Therapien da mir die Logo gesagt hat das er damit besser abschlucken kann
    Es gibt aber Kollegen die den Aufsatz die ganze Nacht drauf lassen mit der Begründung das er nicht mehr Husten würde.
    Ich merke aber dann das er tagsüber immer wieder stark erschöpft ist und viel schläft
    Meine Frage ist wie lange kann man den Aufsatz nutzen und ob es so gesund ist wenn er Nachts benutzt wird
    Dankeschön

  7. Großes Lob, sehr ausführlich und schön erklärt. Es würde mich jedoch interessieren, ob es eine Reihenfolge zur Entblockung von Kanüle mit Innenseele gibt? Für Sprachventil ist mir klar, dass Patient immer entblockt sein werden muss, aber…. Konkret nun über gefensterte Innenseele. Muss man immer zuerst entblocken, dann die Innenseele von geschlossener auf gefensterter umstellen, oder kann zuerst die Innenseele gewechselt werden (ohne Sprachventil) und dann entblocken und das Sprachventil zusätzlich aufsetzen? Im Voraus bedanke ich mich für Ihre Rückmeldung.

    1. Servus Anida!

      Danke für dein Feedback!

      Zu deiner Frage: Das ist letztlich nicht relevant. Die gefensterte Innenkanüle hat ihren Zweck bei einer geblockten Trachealkanüle: Erhalt der Awareness der Strukturen im Rachen durch einen kleinen Luftstrom. Aber in entblocktem Zustand hilft sie, das Lumen für die Phonation und den Schluckakt zu verbessern.

      Aber in welcher Reihenfolge was gemacht wird, ist egal.

      Liebe Grüße aus Wien
      Alex

  8. Hallo Alexander,

    wie würdest du das Entblocken bei bewusstseinsgestörten bzw. nicht kooperationsfähigen Patienten gestalten? Auf was würdest du achten?
    Mein Ziel wäre das Erreichen eines laryngo-pharyngealen Luftstroms, um die Sensibilität und das Schlucken zu stimulieren (evtl. auch Husten).
    Vielen Dank für deine Antwort!
    Schön, dass es dieses Forum gibt! :-)

    1. Hey Gini,

      Entblocken ist oft eine Option. Auch bei Wachkoma oder anderen Störungen der Vigilanz.

      Pryor hat da ein paar schöne Schlüsselfaktoren für zusammengestellt.

      Sonst ist in so einem Fall ein Siebung eine vorzügliche Wahl.

      Liebe Grüße aus Wien
      Alex

      DOI: 10.1016/j.aucc.2016.01.002

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