Aphasie-Therapie mit transkranieller Gleichstromstimulation?

Sprachstörungen nach Schlaganfall, sog. Aphasien, können Störungen in allen sprachlichen Modalitäten – Sprechen, Verstehen, Lesen, Schreiben – verursachen. Intensive Sprachtherapie kann zu relevanten Verbesserungen der Aphasien führen, selbst wenn ein Schlaganfall schon mehr als ein Jahr zurückliegt (Breitenstein et al., 2017). Zwar ist der beobachtete Grad derartiger Fortschritte eher gering. Doch möglicherweise lassen sich die Fortschritte vergrößern, wenn PatientInnen zusätzlich zu intensiver Sprachtherapie eine transkranielle Gleichstromstimulation erhalten.

transkranielle Gleichstromstimulation

Bei der transkraniellen Gleichstromstimulation handelt es sich um ein lang erprobtes und gut verträgliches Verfahren. Über Elektroden auf dem Kopf wird ein schwacher Stromfluss auf das Gehirn ausgeübt, um so die Erregbarkeit der Nervenzellen zu erhöhen. Diese verstärkte Erregbarkeit könnte den Lernzuwachs und das Erinnern von Inhalten in einer intensiven Sprachtherapie verbessern. Tatsächlich bestätigen erste Ergebnisse, dass Gleichstromstimulation die Wirksamkeit intensiver Sprachtherapie steigert (u. a. Darkow et al., 2017; Meinzer et al., 2016). Bisher fehlt aber ein überzeugender Nachweis für eine erfolgreiche Anwendung in der allgemeinen gesundheitlichen Versorgung. Mit dem Forschungsprojekt DC_TRAIN_APHASIA wird derzeit angestrebt, einen solchen Nachweis zu erbringen.

Die aktuelle deutschlandweite Studie DC_TRAIN_APHASIA wird von Frau Prof. Agnes Flöel, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin Greifswald, geleitet. DC_TRAIN_APHASIA ist eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte multizentrische Studie, die die Wirksamkeit intensiver Sprachtherapie bei Aphasie mit tDCS Hirnstimulation (transkranielle Gleichstromstimulation) als therapieadjuvante Applikation untersucht.

Studie DC_TRAIN_APHASIA

Die Studie läuft seit Ende 2019 und wird bis einschließlich August 2023 weiter fortgesetzt. PatientInnen, die die Studientherapie bereits erhalten haben, berichten positiv von der intensiven Sprachtherapie und von einer guten Verträglichkeit der transkraniellen Gleichstromstimulation.

Die intensive Sprachtherapie wird an 19 Studienzentren in Deutschland angeboten.

PatientInnen, die alle nachfolgenden Kriterien erfüllen, können an der Studie teilnehmen:

  • Alter: 18-70 Jahre
  • Chronische Aphasie durch Schlaganfall, letzter Schlaganfall mindestens 6 Monate zurückliegend
  • Erste erlernte Sprache: Deutsch
  • Keine schweren unkorrigierten Seh- und/oder Hörstörungen

Für umfassendere Informationen, wirf einen Blick auf die Studienhomepage. Idealer Weise kannst du einige deiner Patientinnen und Patienten zur Teilnahme motivieren?!


Literatur:

  • Breitenstein, C., Grewe, T., Flöel, A., Ziegler, W., Springer, L., Martus, P., et al. (2017). Intensive speech and language therapy in patients with chronic aphasia after stroke: a randomised, open-label, blinded-endpoint,controlled trial in a health-care setting. Lancet, 389(10078), 1528–1538.
  • Darkow, R., Martin, A., Würtz, A., Flöel, A., & Meinzer, M. (2017). Transcranial direct current stimulation effects on neural processing in post-stroke aphasia. Human Brain Mapping, 38(3), 1518–1531.
  • Meinzer, M., Darkow, R., Lindenberg, R., & Flöel, A. (2016). Electrical stimulation of the motor cortex enhances treatment outcome in post-stroke aphasia. Brain, 139, 1152– 1163.

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