Andicken ist das Letzte

In der September-Episode von Iss Nix! haben Stefanie und ich unter anderem auch über das Eindicken von Getränken und Flüssigkeiten gesprochen. Dazu erreichte uns über die liebe Kollegin Sabina Hotzenköcherle aus der Schweiz eine Studie von Anna Miles et. al., die ich kurz mit euch teilen möchte.

Iss Nix! Episode

Eindicken = Andicken = Wunderwaffe?

Wenn man in Kliniken und Einrichtungen so rumfragt, dann ist eine der häufigsten Interventionen im Rahmen der Ernährung dysphagischer Patientinnen und Patienten das Eindicken von Flüssigkeiten. Zwar wird schon immer häufiger darauf Rücksicht genommen, dass eingedicktes Wasser für die Gaumenfreuden eine echte Herausforderung ist, aber es hält sich der Mythos: Eindicken hilft.

Zugegeben, in manchen Fällen ist das Eindicken von Getränken wirklich eine sehr hilfreiche adaptive Maßnahme. Das setzt aber voraus, dass man sie sinnvoll einsetzt.

Flüssigkeiten sind nicht per se eine schwierigere Konsistenz als halbfestes.

„There was a higher prevalence of silent aspiration in thick fluids than thin fluids.“

– Anna Miles und Arbeitsgruppe, 2018

Anna Miles und Kolleginnen haben jetzt (2018) eine sehr eindrucksvolle Studie dazu veröffentlicht (Miles A et. al. 2018). Verglichen haben sie die Reaktion auf Aspiration von Flüssigkeiten und eingedickten Flüssigkeiten. Und? Fehlender Husten trat bei Aspiration von eingedickten Flüssigkeiten häufiger auf. Anders ausgedrückt: Patienten die bei Flüssigkeiten einen Schutzreflex (Husten) hatten, haben eingedickte Getränke teilweise still aspiriert.

Nach Außen wirkt Eindicken natürlich oft wie ein Erfolg. Bei Flüssigkeiten hustet jemand und – tadaa – nach Eindicken nicht mehr. Aber es ist eben, wie so oft, entscheidend, dass man reinschaut. Man kann durch Zugucken von Außen viel zu oft falsch liegen oder etwas machen, was falsch oder nur zufällig richtig ist. Man kann aber besser mit einer FEES oder VFS richtig reinschauen, einen ordentlichen Befund erheben. Mit einem Befund kann man geplant alles richtig machen, geplant eindicken oder es eben geplant sein lassen.

Ich fasse zusammen: Eindicken ist das Letzte – der letzte Weg, wenn andere Maßnahmen versagen und nur dann sinnvoll, wenn man sich bildgebend vom Erfolg überzeugen konnte.


Quelle:

  • Miles, A., McFarlane, M., Scott, S. & Hunting, A. Cough response to aspiration in thin and thick fluids during FEES in hospitalized inpatients. International Journal of Language & Communication Disorders 53, 909–918 (2018).

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