Wie aktuell ist der Bogenhausener Dysphagiescore?

Eine Frage zu Diagnostik bei Dysphagie-Patienten – im Speziellen zum Bogenhausener Dysphagiescore hat mich erreicht. Meine Antwort nach dem Break.

Ist es eigentlich noch up to date, die Beeinträchtigung der Nahrungsaufnahme in den BODS (Bogenhausener Dysphagiescore) einzuteilen?

Antwort

Der Bogenhausener Dysphagiescore (BODS) von Bartolome & Schröter-Morasch aus dem Jahr 2005 ist in Anlehnung an die Komponenten Aktivitäten und Partizipation der International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF, WHO, 2001) entstanden. Er wurde zusammengestellt, um den Schweregrad der Beeinträchtigungen in Bezug auf orale Nahrungsaufnahme und Speichelschlucken abzubilden.

Und – er tut genau das. Aber auch nicht mehr!

Der BODS setzt sich aus zwei einzelnen Scores zusammen. Der erste bewertet das Speichelschlucken und berücksichtigt eine mögliche Versorgung mit Trachealkanüle. Der zweite Teil-Score bewertet hingegen die Nahrungsaufnahme und hat als Kriterium die Menge, die sicher geschluckt werden dann.

Die Summe, der eigentliche BODS, eignet sich daher zum Beispiel in Kliniken, um Veränderungen zu dokumentieren. Er eignet sich meiner Meinung nach nicht, um im Rahmen der Dysphagie-Diagnostik einen verständliche Wert zu ermitteln und die Auswirkungen der Dysphagie auf den Alltag festzuhalten.

ICF wirft Schatten voraus
Die Beschreibung der mit einer Dysphagie einhergehenden Einschränkungen für die Patienten in seinem Alltag sind im Rahmen der Therapie aber deutlich bessere Kriterien.

Die Einteilung der Probleme eines Patienten nach ICF holt auch mehr die anderen Berufsgruppen ins Boot und beschreibt die Qualität der Nahrungsaufnahme im patientenbezogenen Kontext. Bei seiner Anwendung finden sich eher Aussagen wie: „Der Patient kann mit Hilfe von Griffverdickungen und unter Begleitung der Angehörigen in kleiner Runde eine in ihrer Konsistenz angepasste Mahlzeit zu sich nehmen, ohne sich zu verschlucken.“

Andere Scores
Um in einem Team eine Aussage über mögliche Kostformen zu haben, eignen sich andere Scores besser. So macht der Münsteraner Dysphagie-Score für Patienten nach einem Schlaganfall eine wertende Aussage. Bei einem Score von 2 zum Beispiel, sind normale Kost aber ggf. angedickte Getränke die Konsequenz. Bei einem Score von 1 sollte man über eine Schutzintubation nachdenken.

Solche Scores bringen für die Therapie und den Umgang mit den Patienten eine deutlichere Aussage.

Fazit
Ich verwende beide Arten von Scores. Solche, die einen Ist-Zustand beschreiben wie den BODS um einen Verlauf besser dokumentieren zu können. Für mein tägliches Handeln arbeite ich mit Scores, die in einem Team die Kommunikation vereinfachen.


Im Laufe der Zeit wurde der BODS überarbeitet und zum MUCS. Dazu später mehr.

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