Blog eines Logopäden & Nerds

Wenn eine FEES keinen Sinn macht!

Es gibt Tage im Leben eines Therapeuten, die machen einen verrückt. Kürzlich war so ein Tag. Ein Montag, durch und durch.

Aber die Geschichte begann schon ein paar Tage zuvor. Eine Kollegin aus einer benachbarten Klinik und einer benachbarten Fachrichtung wollte einen Termin für eine fiberendoskopische Schluckuntersuchung. Ungewöhnlich war das nicht. Schluckuntersuchungen führen wir durch und bei unseren ehemaligen Reha-Patienten poststationär auch sehr gern. Wir halten so den Kontakt zu Patienten die wir entlassen haben. Aber dieser Patient sollte nicht poststationär kommen, sondern rein ambulant. Abrechnungstechnisch kompliziert, genau genommen unmöglich, habe ich aber eine Ausnahme angeboten. Es sei so kompliziert für den Patienten zu essen und zu trinken.

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Eine amerikanische Steuernummer (iTIN) beantragen

Mal was ganz anderes, aber aus gegebenem Anlass: Eine kleine Anleitung, wie man aus Deutschland eine ITIN, eine amerikanische Steuernummer beantragt. Ich selbst kam in die Verlegenheit, weil ich Bücher im iBookstore verkaufen möchte und das geht nur, wenn man besagte ITIN hat.

Update:

Es hat sich gezeigt, dass eine iTIN nur mit sehr viel Aufwand zu erhalten ist und es große Anforderungen an die Dokumente gibt, die beim Antrag vorliegen müssen.

Einfacher ist die Beantragung einer EIN!

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Nahrungsaufnahme bei Patienten. Vom Wollen und Können.

Wollen und Können – oder warum beides für die Nahrungsaufnahme wichtig ist.

Als Logopäde in einem großen Krankenhaus werde ich oft von unterschiedlichen Kliniken und Abteilungen gerufen, um über die Kostform von Patientinnen und Patienten zu entscheiden, Schluckversuche zu machen oder um die Aspirationsgefahr einzuschätzen. Bei zwei solchen Konsilen habe ich kürzlich die Erfahrung gemacht, wie unterschiedlich die Situation doch sein kann.

Der eine, der nicht kann

Der erste Patient wollte. Er wollte essen, hatte furchtbaren Durst, konnte aber nicht. Akute Porphyrie mit schweren neurologischen Ausfällen hatte ihn beatmungspflichtig werden lassen. Die Extubation stand zwar an, aber bei meiner Untersuchung zeigte sich, dass nahezu alle Schutzreflexe aufgehoben waren. Kein Würgen, kein Husten, nicht einmal willentlich, keine Sensibilität in Pharynx. Selbst die Kontrolle der orofazialen Muskulatur war nicht möglich. Die Konsequenz: keine orale Nahrungsaufnahme, Tracheotomie zur Aspirationsprophylaxe. Alles andere wäre falsch gewesen.

Er wollte also, konnte und durfte aber nicht.

Der andere, der nicht will

Der Befund war schlimm, aber die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient wieder die Fähigkeiten erlangt, alles essen und trinken zu können, ist sehr hoch. Ganz anders der Patient, zu dem ich direkt im Anschluss gerufen wurde.

Dieser Patient konnte, hätte gekonnt. Aber er wollte nicht. Nicht gerade ein typischer Fall für einen Logopäden – trotzdem habe ich mir die Zeit genommen den Patienten zu besuchen. Aber schon nach ein paar Worten war klar, dass ich hier nicht helfen konnte: er wollte nicht mehr, hatte beschlossen nichts mehr zu essen. Ihm war klar, wohin die Reise geht und ich glaube es war gut so.

Bemerkenswert, dass Wollen und Können nicht immer was zutun haben muss mit können und wollen. Wie unabhängig voneinander dies sein kann.

Ich mag meinen Beruf – und besonders meine Spezialisierung auf Dysphagie und Trachealkanülenmanagement – wohl gerade deshalb so sehr, weil man mit so unterschiedlichen Menschen, so unterschiedlichen Wünschen, so unterschiedlichen Konsequenzen zu tun hat.

Stimmstörung bei Patient mit Trachealkanüle

Es erreichen mich hier und da Fragen zu meinem Spezialgebiet Trachealkanülenmanagement und Schluckstörung. Wenn die Fragen interessant sind, werde ich sie hier öffentlich beantworten. Aber natürlich schicke ich auch weiterhin ausführlichere und persönlichere Antworten direkt als Antwort.

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„Dann geh‘ ich mit!“

Gnadenhochzeit – was für ein Wort. Ich war versucht zu gratulieren, aber der 70. Jahrestag der Eheschließung meiner Patientin war schon ein paar Monate her. Genau genommen stand die Kronjuwelen-Hochzeit vor der Tür. Seit 80 Jahren ein Paar: Sie, 97 und Er über 100. Während ich sie behandelte konnte ich mich mit ihm unterhalten.

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Die Macht der Worte: Wasser

Es mag an meinem Beruf liegen, aber Worte finde ich faszinierend. Aber auch als ich noch gar nicht wusste, dass Logopäden so viel mit Sprache und Wörtern zu tun haben, mochte ich Ingeborg Bachmann. Ihre Gedichte sind großartig, wortstark und handeln von Wörtern und Worten. Darum widmet ich ihr diese Rubrik: Die Macht der Worte.

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Eine Dame – Baujahr 1921

Meine Patientin heute hat mich sehr beeindruckt. Am Abend hatte sie eine akute unflüssige Aphasie, wurde vom Notarzt zu uns in die Klinik gebracht und auf der Stroke Unit versorgt. Heute Mittag habe ich sie gesehen – logopädische Diagnostik.

Die Dame, 1921 geboren, lag in ihrem Bett, das Nachbarbett war leer und lächelte mich an.

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Schlucktraining – aber womit?

Als wir in der Klinik vor Monaten eine Vertreterin der Fa. Nutricia zu Besuch hatten, stellte sie uns ein amylaseresistentes Produkt für den Kostaufbau und das Schlucktraining vor. Geschmacksrichtung „Minze“.

Wir im Kollegium fanden es – sagen wir – nicht sonderlich lecker und dachten uns eher, dass wir das nie einsetzen würden. Auf dem Dysphagie-Symposium in Köln Mitte Juni war dieses Pridukt allerdings auch kurz Thema – einer Diskussion.

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Dysphagie und Lagerung

Ich war in Köln auf einer Tagung zum Thema Dysphagie – mit dem Schwerpunkt Geriatrie und möchte in einer Serie von Blog-Einträgen meine Erfahrungen und Erkenntnisse mit euch teilen.

In diesem Eintrag soll es um die Lagerung bei den Mahlzeiten von Patienten mit Schluckstörung gehen. Meine eigenen Erfahrungen als Dozent in der Fortbildung von Pflegenden und warum die aktuelle Situation unbefriedigend ist.

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Was Logopäden für Verträge unterschreiben

Es kommt vor, dass ich um Rat gefragt werde. Zu Themen rund um die Ausbildung Logopädie aber auch zu den Themen, die frische Logopädinnen und Logopäden direkt nach der Ausbildung beschäftigen. Dann antworte ich nach bestem Wissen und gebe Tipps, an welchen Stellen man sich professionellen Rat holen kann.

In letzter Zeit kommen vermehrt Anfragen zu Arbeitsverträgen in der Logopädie und damit einhergehend zu Konditionen in Bezug auf Arbeitszeit und Bezahlung. Dabei wundere ich mich immer wieder, was für Verträge zu unterschreiben Logopäden doch offenbar bereit sind.

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