Eine Fragen zu meinen Spezialgebieten Trachealkanülen- und Dysphagiemanagement beantworte ich immer gern. Diesmal erreichte mich eine Frage zu Speiseresten um das Tracheostoma und was sie für Konsequenzen nach sich ziehen.

Hallo Herr Fillbrandt,
ich habe eine Frage zu einem Patienten mit einer ungeblockten Sprechkanüle und bin bei meinen Recherchen auf Ihre Seite gestoßen.
Ich machs kurz: der Patient klagt darüber, dass Nahrung teilweise neben seiner Kanüle raus läuft und hat aber ansonsten gar keine Probleme, weder beim Schlucken, noch mit Aspiration etc. Wie kann ich da helfen?
Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen-

Anwort

Sie schreiben dass der Patient nicht aspiriert. Aber Sie schreiben auch, dass Speisereste aus dem Tracheostoma kommen. Das passt nicht zusammen! Wenn Speisereste an der Kanüle, im Tracheostoma oder um die TK-Einstichstelle herum zu finden sind, ist das der beste Beweis für Aspiration. Wenn Sie mit „der Patient hat keine Probleme mit Aspiration“ meinen, dass der Patient bei der Nahrungsaufnahme nicht hustet, dann könnte man von stiller Aspiration ausgehen, was ungleich gefährlicher ist.

Um an dieser Stelle den Patienten optimal beraten zu können, sind weitere Befunde dringend notwendig. Mindestens ein bildgebendes Verfahren sollte angewandt werden: VFS oder FEES. Nur so kann man erkennen, an welcher Stelle in welchem Bereich es zur Aspiration kommt und überprüfen ob kompensatorische Schluckmuster effektiv sind. Mögliche Schluckmuster wären hier Chin-tuck, Mendelson-Manöver oder super supraglottisches Schlucken.

Wie gesagt, welches dieser Manöver bei Ihrem Patienten erfolgreich sein kann, lässt sich nur mit einer Bildgebung eruieren.

Ein paar grundsätzliche Worte zu Aspiration bei der Nahrungsaufnahme im häuslichen Umfeld: Im Vergleich zu einer Klinik, in der Aspiration grundsätzlich als Problem gesehen werden muss, kann eine gewisse Menge an aspirierter Nahrung im häuslichen Umfeld sicher toleriert werden. Wichtig ist dabei, typische Anzeichen für Pneumonien im Blick zu behalten. Solange sich keine Hinweise auf eine Pneumonie ergeben und die Bronchialtoilette mit Hilfe von Absaugen und häufigen TK-Wechseln durch die Patienten selbst oder Angehörige sicher gestellt ist, würde ich Aspiration in kleinen Mengen ignorieren.

Wenn Ihr Patient aber bereits die Situation beklagt, dann wird es höchste Zeit mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens die Schwierigkeiten zu lokalisieren und dann etwas dagegen zu tun. Logopädische Therapie kann genau dies leisten.

Wie findest du das?
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6 Kommentare

  • Steph Zander
    Posted 23. Jun 2012 at 20:43 0Likes

    ich finde dass eine gewagte Aussage, bezüglich der tolerablen Aspiration. Insbesondere gegenüber einem Laien.
    Auch rezidivierende Bronchitiden schwächen den Az. Ess muss nicht immer erst die Pneumonie (kennt der Laie die Symptome?) sein, oder?

    • Alexander Fillbrandt
      Posted 23. Jun 2012 at 20:47 0Likes

      Ja, das stimmt. Das ist eine gewagte Aussage. Aber ich gehe davon aus, dass Patienten mit einer TK von versierten Therapeuten und angeleiteten Angehörigen begleitet werden.

      Ich bespreche die Risiken immer sehr ausführlich und behalte den AZ des Patienten im Blick. Aber die sich durch die orale Nahrungsaufnahme ergebende Lebensqualität ist mir wichtig.

  • Steph Zander
    Posted 23. Jun 2012 at 20:44 0Likes

    ( ein s zuviel im Eifer des Gefechts)

  • Enrico Günther
    Posted 2. Jul 2012 at 14:03 0Likes

    Hallo Alex,

    ich bin eben gerade auf deine Seite gestoßen. Erst einmal ein Kompliment. Ich finde deine Web-Seite gut!
    ICH beschäftige mich auch seit einiger Zeit mit dem Thema Dysphagie. Für mich sagt die Grunderkrankung (onkologisch oder neurologisch) mehr aus, als ein bildgebendes Verfahren. Eine Funktionsstörung oder Sensibilitätsstörung lässt sich somit leichter herleiten.

    Vielleicht bis bald? Würde mich freuen.

    • Alexander Fillbrandt
      Posted 2. Jul 2012 at 18:25 0Likes

      Hi Rico,

      dankeschön :)

      Du hast Recht, die Grunderkrankung ist wichtig und gibt auch Hinweise auf die zu erwartenden Schwierigkeiten. Aber ich habe wirklich die Erfahrung gemacht (und das deckt sich mit der Forschung im Bereich der Dysphagie), dass die Auswirkungen einer Dysphagie eben nicht klassisch sind und eine Bildgebung in Form einer FEES oder VFS im Ergebnis ein deutlich besseres Outcome hat.

      Wenn man bisher immer gesagt hat, man solle bei einer Dysphagie den Kopf zur nicht betroffenen Seite drehen, kann man heute in einer FEES direkt beobachten, in welche Richtung es für den Patienten ein Benefit bringt.

      Gruß
      Alex

  • knapp diana
    Posted 20. Aug 2014 at 09:33 0Likes

    hallo sie

    ich habe mal eine frage waum kann ich garnicht sprechen ich hatte schon sehr viele vetil wecksel und auch mit der Speiseröhren stimme klappt es nicht nicht einmal mit der elektronischen stimme geht es ich leide sehr darunter den ich bin seit 6 jahren tracheostormiert leider habe ich seit dieser zeit kein einzigen ton mehr rausbekommen mir wurde der kehlkopf endfernt der Arzt sagte mir damals das ich das sprechen wieder lernen würde was aber leider nie geklappt hat bin seit dem an auch sehr verzweifelt
    ich war seit anfang an bei der logo aber die können mir auch nicht weiterhelfen essen kann ich gut aber reden kein ton was kann ich tun?
    ich danke ihnen

    mfg Diana knapp

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