Stellt euch vor, ihr habt einen Patienten mit einer Dysphagie und wollt, dass eine FEES durchgeführt wird. Am besten wird es sein, wenn ihr zum Untersuchungstermin euren Patienten begleitet, denn auch wenn die Untersuchung in einer Klinik durchgeführt wird, können einige Dinge schief gehen.
Die FEES
Von der FEES erhofft ihr euch Hinweise auf die Schwere der Schluckstörung und auf mögliche Inhalte eurer Therapie.
Die FEES sollte nach einem Standard durchgeführt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hat dazu sehr genaue Empfehlungen in den Leitlinien zur neurogenen Dysphagie.
Leider halten sich nicht alle Untersucher an den Standard und so kann es sein, dass wichtige Informationen nicht transportiert oder überhaupt nicht erhoben werden.
Darum hier die fünf wichtigsten Punkte, die bei einer FEES schief gehen können.
1. Trachealkanüle nicht entblockt
Hat euer Patient eine Trachealkanüle, dann muss diese bei der Schluckuntersuchung entblockt werden. Zwar gibt es ein paar Studien, die sich anschicken zu beweisen, dass eine geblockte Trachealkanüle keinen Einfluss auf den Schluckakt hat, aber ich habe an anderer Stelle bereits dargestellt, warum das nicht stimmt.
Um ein möglichst physiologisches Setting für die FEES zu haben, muss die Trachealkanüle entblockt sein.
2. Tracheostoma nicht verschlossen
Damit sind wir auch schon beim zweiten Punkt, auf den ihr achten müsst. Denn eine Trachealkanüle zu entblocken reicht nicht, um einen Atemstopp in der pharyngealen Phase des Schluckaktes zu erreichen. Die Trachealkanüle muss mit einem Sprechaufsatz oder Verschluss versehen werden.
Sofern die Trachealkanüle im Rahmen der Schluckuntersuchung entfernt wird, muss das Stoma mit einem Verband oder Dekanülierungspflaster verschlossen sein.
3. nicht alle Konsistenzen ausprobiert
Wenn bei der FEES bei eurem Patienten die Voraussetzungen optimal geschaffen wurden, dann achtet darauf, dass auch alle Konsistenzen überprüft werden.
Manchmal kommt es vor, dass bei einer FEES nur Flüssigkeiten als Testkost zum Einsatz kommen. Das reicht nicht. Die Empfehlungen und der Standard sehen vor, dass zunächst halbfeste Testkost evaluiert wird, dann Flüssigkeiten und ggf. feste Kost. In der Reihenfolge – aus gutem Grund.
Kommt es bei halbfester Testkost zu keinen relevanten Störungen, kann euer Patient diese zumindest ausreichend sicher verarbeiten. Würden nur Flüssigkeiten geprüft und käme es dabei zu Problemen und damit zu einem Abbruch der Untersuchung, habt ihr keine Informationen, ob in der Therapie nicht halbfeste Kost doch eine gute Idee wäre.
Achtet also darauf, dass nach dem Standard vorgegangen wird – erst halbfest und dann je nach Ergebnis auch flüssig und vielleicht sogar fest.
4. kompensatorische Schluckmuster wurden nicht evaluiert
Ein weiteres Ziel der FEES ist, euch und euren Patienten Hinweise zu kompensatorischen Schluckmustern zu geben. Es ist hilfreich, wenn supraglottisches Schlucken bei einer FEES auf seine Effektivität hin überprüft wird.
Wichtiger aber ist es, auszuprobieren, ob eine Kopfdrehung nach links oder rechts den Glottisschluss eures Patienten positiv beeinflusst und sich nutzen lässt. Es gibt zwar immer wieder Angaben, dass eine Kopfdrehung zur betroffenen Seite richtig ist, aber das ist genau so falsch wie Angaben, den Kopf zur nicht betroffenen Seite zu drehen.
Ob ein positiver Effekt durch Kopfdrehung nach Logeman, 1989 (eventuell in Kombination mit Chin Tuck) nach links oder rechts zu erreichen ist, kann man nur bei einer FEES erkennen. Achtet also darauf, dass dies überprüft wird, wenn Kopfdrehung eine Option für euren Patienten ist.
5. kein Bericht
Im schlimmsten Fall schickt ihr eure Patienten zu einer FEES und bekommt dann keinen Bericht. Dabei ist gerade der Bericht über die Untersuchung und über ihre Ergebnisse für eure weitere Planung so wichtig.
In manchen Kliniken und Ambulatorien dauert es mitunter mehrere Monate, bis die Patienten einen schriftlichen Bericht bekommen. Insgeheim mag man sich dabei fragen, wie aktuell die Angaben dann noch sind und ob der Berichtschreiber sich an die Untersuchung überhaupt noch erinnern kann.
Geht ihr zu dem Termin mit, habt ihr direkt ein aktuelles Bild – und wenn ihr die Bilder nicht selbst komplett versteht, dann besteht bei laufender Untersuchung die Möglichkeit, mit dem Untersuchungsteam zu sprechen und sich das Gesehene erklären zu lassen.
Wenn ihr selbst mit der Untersuchung vertraut seid und keine Zeit habt, euren Patienten zu begleiten, bittet um eine DVD mit dem Film. Die meisten Untersuchungsplätze sind mit einem DVD-Brenner ausgestattet – euer Patient könnte euch in diesem Fall einfach den Film mitbringen und ihr befundet die Untersuchung selbst.
Fazit:
Schickt ihr einen Patienten in eine Klinik oder in ein Ambulatorium um dort eine FEES durchführen zu lassen, begleitet euren Patienten. Das ist für den Ablauf der Untersuchung kein Problem, für euch informativ und für eure Patienten sicher ein Stück weit beruhigend!
Quellen:
- Langmore S. Endoscopic Evaluation and Treatment of Swallowing Disorders, Thieme, 2000
- Logemann JA, Kahrilas PJ, Kobara M, Vakil NB. The benefit of head rotation on pharyngoesophageal dys- phagia. Arch Phys Med Rehabil 1989;70:767-771