Stimmstörung bei Patient mit Trachealkanüle

Es erreichen mich hier und da Fragen zu meinem Spezialgebiet Trachealkanülenmanagement und Schluckstörung. Wenn die Fragen interessant sind, werde ich sie hier öffentlich beantworten. Aber natürlich schicke ich auch weiterhin ausführlichere und persönlichere Antworten direkt als Antwort.

Hallo Alexander,
ich habe mal eine Frage bezüglich der Stimmbehandlung bei Patienten mit Trachealkanülen. Mein Patient ist tagsüber nicht geblockt, er isst bei ungeblockter Kanüle. Die Stimmgebung ist eigentlich recht gut, aber er wünscht sich eine noch bessere Lautstärke und deutlichere Stimme. […]
Hast du einen guten Ansatz um bei Trachealkanülen Patienten an der Stimme zu arbeiten? Schlucken ist weiterhin gut. Er trinkt mit dem Strohhalm.

Antwort

Die Stimmgebung ist durch das deutlich reduzierte Volumen der Trachea bei Kanülenträgern eigentlich immer dünn, oft kraftlos und meist heiser. Das liegt zum einen daran, dass der Tubus ja einen Großteil der Trachea ausfüllt, auch wenn die Kanüle entblockt ist, aber auch daran, dass die Kehlkopfbeweglichkeit mechanisch eingeschränkt ist. Außerdem verändert sich die Atmung erheblich, wenn Patienten nicht regelmäßig mit Sprechaufsatz versorgt werden können. Die Atemmuskulatur wird schwächer.

Wenn dein Pat. aber schon isst und trinkt, dann würde ich eher der Frage nachgehen, warum er denn überhaupt noch eine Trachealkanülen haben muss. Ich würde daher eine bildgebende Schluckuntersuchung anregen um ggf. keine Indikation mehr für eine Trachealkanüle mehr stellen zu können. Eine FEES oder eine Videofluoroskopie sollten die Untersuchungsmethoden der Wahl sein. Solche Schluckuntersuchungen werden in Kliniken und Dysphagiezentren oft durchgeführt.

Wenn du dich selbst im Umgang mit Trachealkanülen sicher fühlst, würde ich mit den behandelnden Ärzten über passagere Dekanülierung sprechen. Also darüber, im Rahmen der Therapie die Kanüle ganz zu entfernen und das Tracheostoma mit Kompressen zu verschließen. In der Zeit kannst du dann viel besser Stimmtraining mit deinem Patienten durchführen und an der Atmung arbeiten. Am Ende der Therapie legst du die Kanüle wieder ein.

Grundsätzlich sollten die Therapieinhalte also nach meiner Meinung folgende sein:

  1. Wahrnehmung im Pharynx und Larynx verbessern,
  2. Atem-Arbeit,
  3. Eruieren, ob Trachealkanüle weiter indiziert ist

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