Ich arbeite in einer Klinik. Mit neurologischen Patienten und ebenso mit solchen, die aktuell schwer erkrankt sind auf den Intensivstationen. Und es gibt viele Logopädinnen und Logopäden, die arbeiten mit Kindern oder in Pflegeeinrichtungen. Und neben der Arbeit an den Kompetenzen Sprache, Sprechen und Schlucken haben wir eines gemeinsam. Wir können durch einen einfachen Schritt vor schweren Komplikationen schützen. Wir müssen uns nur impfen lassen. Gegen Grippe – und ich meine nicht die Herbsterkältung, sondern die echte, die böse Grippe.
Und wir sollten allen Eltern und Angehörigen raten, es ebenfalls zu tun. Warum? Ganz einfach: Weil es wichtig ist. Ich erkläre mal, warum!
Die Grippe
Die Grippe ist eine Erkrankung, die durch Viren ausgelöst wird. Die Symptome sind neben denen, die man auch bei einer schlichten Erkältung hat, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Gliederschmerzen. Einen gesunden Menschen haut so eine Grippe um – ich kenne jedenfalls niemanden, der mit einer Grippe noch sonderlich motiviert ist, Bäume auszureißen. Aber kranke Menschen oder Patienten mit einem geschwächten Immunsystem kann eine Grippe töten.
Kinderkrankheiten
Schlimme und durchaus gefährliche Kinderkrankheiten wie Masern oder Mumps, verlaufen manchmal harmlos. Aber es gibt auch schwere Verläufe, die bleibende Schäden hinterlassen und die eine sonst großartige Zukunftsperspektive eines Kindes ruinieren können.
Herden-Immunisierung
Das Stichwort beim Impfen ist die Herden-Immunisierung. Ein Effekt, der bereits wirkt, wenn sich viele aber noch nicht alle haben impfen lassen.
Bricht eine Krankheit wie die Grippe oder Polio aus, reicht es, wenn eine kritische Masse an Menschen geimpft ist. Der Erreger kann sich so nicht nennenswert verbreiten. Natürlich wäre eine 100%ige Impfrate der Bevölkerung wünschenswert, aber es gibt auch Menschen, die nicht geimpft werden können. Damit bin ich wieder bei unseren Patienten.
Impfen ist wichtig, nicht gefährlich
Durch eine Impfung wird der Körper auf eine Erkrankung vorbereitet. Er lernt, mit den Erregern umzugehen, ohne zeitlichen Stress. Die Viren wurden für die Impfung inaktiv gemacht und so hat der Körper Zeit, sich mit dem Erreger auseinander zusetzen. Kann eine wirksame Abwehr vorbereiten, die sofort zur Stelle ist, wenn der Ernstfall eintreten sollte. Der Ernstfall wäre eine Infektion mit aktiven Erregern.
Sollte es – kommen wir noch mal auf die Grippe zurück – zu einer Infektion mit Grippeviren kommen, braucht der menschliche Körper eine gewisse Zeit, bis das Immunsystem in der Lage ist, die Viren effektiv zu bekämpfen. Bis das soweit ist, vermehren sich die Viren allerdings rasant und man wird zu einem Überträger – steckt andere Menschen an. Im schlimmsten Fall unsere Patienten, deren Immunsystem bei Viren kapitulieren kann.
Ist der Körper durch die Impfung allerdings bereits vorbereitet und kennt die Viren, reagiert unser Immunsystem prompt. Die Viren haben keine Chance und können sich nicht vermehren und uns krank machen – wir sind dann auch nicht für unsere Patienten gefährlich.
Impfgegner
Nun gibt es allerdings Menschen, die der Meinung sind, Impfungen seien gefährlich. Oder – und das ist fast genauso schlimm – für sie nicht relevant.
An diese Menschen richte ich meinen Aufruf, sich das folgende Video anzuschauen, darüber nachzudenken und es sich dann anders zu überlegen. Und dann geht und lasst euch impfen.
Etwas ausführlicher erklärt das Florian Freistetter im Blog Astrodicticum Simpex.
Ich denke eine Impfung ist kein Allheilmittel!
das Problem: Viren und Bakterien verändern sich / passen sich an! Und so mag es sein, dass der eben verabreichte Impfstoff uns gegen die falschen und nicht mehr relevanten Viren immun macht.
Grundsätzlich gilt wer Krank ist sollte zuhause bleiben, aber krank wird man bei der Arbeit mit Menschen natürlich immer auch trotz Impfung!
Nun ist es aber leider so, dass man bei vielen viralen Erkrankungen nicht sofort merkt, dass man krank ist, aber bereits ansteckend ist. Damit funktioniert das mit dem „zu Hause bleiben“ nicht.
Je höher eine Durchdringung immunisierten Menschen ist, desto schwerer haben es Viren sich zu verbreiten und zu mutieren. Natürlich ist die Impfung kein Heilmittel… aber sie hilft auf dem Weg, Krankheiten auszurotten. Würden sich nicht immer wieder gerade Eltern von Impfgegner und Hobbyheilern Quatsch erzählen lassen, ich bin mir sicher, einige Kinderkrankheiten wäre längst Geschichte!
@ Tobi:
Das Problem ist, dass Du eine Grippe bereits übertragen kannst, wenn Du noch keine (oder nur wenige) Krankheitssymptome hast. Da hilft Zuhausebleiben dann nicht so wirklich.
Die Grippeimpfung mag nicht perfekt sein – aber sie ist trotzdem eine gute Möglichkeit, eine echt eklige Erkrankung zu vermeiden (und das sage ich auch aus eigener Erfahrung). Ich lasse die Impfung seit Jahren immer an einem Freitag machen, da habe ich dann das Wochenende, um die unvermeidlichen Impfnebenwirkungen (1-2 Tage allgemeines Krankheitsgefühl durch die Aktivierung des Immunsystems) zu überstehen. Ist immer noch besser, als im Ernstfall 3-4 Wochen zu leiden. Und gegenüber meinen Patienten natürlich Ehrensache, sie nicht unnütz gefährlichen Viren auszusetzen (besonders eingedenk des Umstandes, dass ich u.a. auch 2 Altenheime hausärztlich versorge).
Was andere Infektionskrankheiten angeht: bei Krankheiten wie Masern, Röteln, Windpocken oder Keuchhusten ist die Mutationsrate eher gering, da sind die Impfungen sehr sinnvoll und auf lange Sicht sehr wirksam.
@ Alexander:
Natürlich sollte es selbstverständlich sein, dass sich Pflegekräfte und andere medizinische Therapeuten bestmöglich impfen lassen. Leider sind viele nicht so vernünftig. Und so werden Jahr für Jahr immer wieder völlig unnötig Menschen in Spitälern und Altenheimen infiziert (und sterben). Ich biete seit Jahren in den von mir betreuten Altenheimen Grippeimpfungen zum Selbstkostenpreis an – Erfolg praktisch null. In diesem Jahr habe ich in meiner Praxis 100 Grippe-Impfdosen verschenkt – bislang sitze ich noch auf mehr als einem Drittel der Charge. Viele Leute scheinen anzunehmen, die Grippe sei ein Problem, was ihnen nicht widerfahren kann.
Letztes Jahr haben einige Schweizer Spitäler (u.a. das Inselspital in Bern und das Unispital in Genf) zu einer drastischen Massnahme gegriffen: alle Mitarbeiter, die NICHT gegen Grippe geimpft waren, bekamen auf ihr Namensschild einen roten Klebepunkt, der Patienten und Angehörigen klar anzeigen sollte, wer geimpft war und wer nicht. Das ganze wurde in Medien zu einem veritablen Skandal hochgekocht: sogar „Amnesty International“ hat sich eingeschaltet, weil die angebliche Blossstellung der Mitarbeiter gegen Menschenrechte verstosse. Schon seltsam, wie weit es in unserer Welt gekommen ist, wenn man einfach nur die Menschen schützen möchte…