Mein zweiter Artikel auf Grundlage einer Tagung in Köln kümmert sich nach der Lagerung von Patienten mit Dysphagie um die Mundpflege und erklärt, warum eben diese für die Pneumonieprophylaxe bei Patieten mit Dysphagie so wichtig ist.

Speichel, was ist drin?

Der menschliche Speichel besteht aus Wasser (90%) und Stoffen, die sowohl zur Vorverdauung der Nahrung (Proteine und Amylase) aber auch zum Schutz der Schleimhäute und Zähne (Spuren von Fluorid) notwendig sind. Scherzlindernde Stoffe (das Protein Opiorphin) sind enthalten, antibakterielle und fungizid wirkende Faktoren ebenfalls. (In diesem Zusammenhang sei kurz auf die „Substanz P“ verwiesen, die das Auslösen des Schluckreflexes positiv beeinflusst.)

Die Menge an Speichel, die über den Tag produziert wird liegt bei durchschnittlich 1,5 Litern. Bei Schluckgesunden, denn wenn auf Grund von fehlenden Reizen wie der Nahrungsaufnahme weniger Speichel produziert wird, reduziert sich die Menge auf durchschnittlich 0,6 Liter pro Tag. Diese Menge reicht nicht aus, um eine gesunde Mundflora zu erhalten. Durch vermehrte Mundatmung wird eine Austrocknung der Mundschleimhaut begünstigt und so kommt es dazu, dass sich Bakterien wie Escherichia coli, Staphylococcus aureus und andere grampositive Bakterien ausbreiten können.

Die Folge

Diese Veränderung in der Zusammensetzung hat direkte Folgen. Dabei ist nicht zu unterschätzen, dass der „Geschmack“ dieser Speichelzusammensetzung unangenehm ist, für Mundgeruch sorgt und so eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität bedeutet.

Eine zusätzliche Gefahr ergibt sich für Patienten dann, wenn sie regelmäßig Speichel aspirieren.

Bei Patienten mit einer Dysphagie besteht – unabhängig davon ob die Schluckstörung neurologischer und geriatrischer Ursache ist – die Gefahr von Aspiration oder sogar stiller Aspiration von Speichel. Bei einer bakteriellen Verseuchung des Speichels besteht daher auch die Gefahr einer bakteriellen Infektion der Atemwege.

Mit intensivierter Mundpflege gilt es, hier bakterielle Pneumonien zu verhindern.

Verbeugen!

Anders ausgedrückt: Wenn man sich dieser Gefahr bewusst ist, erkennt man die Bedeutung der regelmäßigen Mundpflege bei Patienten mit Dysphagie. Dies sollte nicht ausschließliche Aufgabe der Pflege sein. Auch Therapeuten – im speziellen die Logopäden – sollten die Inhalte ihrer Therapien anpassen und therapeutische Mundpflege als wichtiges Element in ihre Planung einbeziehen.

So lässt sich im Rahmen von Stimulationsübungen, F.O.T.T. (nach Coombes) und der funktionellen Schlucktherapie (nach Bartholome) Mundpflege durchführen: Borken auf der Zunge lassen sich mit Schwämmchen und Gaze entfernen, Ansammlungen von Speichel in den Wangentaschen können entfernt werden und durch gustatorische Reize kann die Speichelproduktion kurzzeitig angeregt werden.

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2 Kommentare

  • Markus Sedelmaier
    Posted 20. Aug 2012 at 10:19 0Likes

    Hallo Hr. Fillbrandt,
    ich hätte noch zwei Anmerkungen zu Ihrem Beitrag:
    1. Ausser der Erhöhung der Speichelproduktion lässt sich häufig auch eine Erhöhung der Schluckfrequenz im Rahmen bzw. auch im Anschluss an die Mundpflege beobachten.
    2. Ich benütze bei Borken und auch sonstigen Belägen gerne einen Zungenschaber mit Lamellen. (diese haben eine weiche und festere Seite)
    Viele Grüße,
    M. Sedelmaier

    • Alexander Fillbrandt
      Posted 20. Aug 2012 at 15:30 0Likes

      Hallo Herr Sedelmaier,

      Sie haben völlig Recht. Das mit der gesteigerten Schluckfrequenz beobachte ich auch immer wieder… Mundpflege und F.O.T.T. liegen ja auch dicht beieinander.

      Was die Borken angeht mag ich lieber kleine Schwämmchen am Stiel. Die lassen sich zum Beispiel ein bisschen mit Kamillen- oder Salbeitee tränken und funktionieren dann auch gut.

      Grüße
      Alexander Fillbrandt

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